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Mamma Vialone
Risotto d'amore
Eine kulinarische Liebesgeschichte aus dem letzten Jahrhundert mit Bildern von Meister B Mit 48 ausgesuchten Risotto-Rezepten und
16 farbigen Abbildungen
2., unveränderte Auflage 2009
vergriffen
128 Seiten, Format 11,5 x 20 cm
Pappband mit Lesebändchen Fr. 24.50 ISBN 978-3-905694-23-9
Die Geschichte der Mamma Vialone ist schnell erzählt: Aus den Begegnungen mit dem Künstler und Grafiker B. wird schon bald eine tiefe Freundschaft, Zuneigung und Liebe. Und immer wenn Meister B. nach Bern kommt, kocht Mamma Vialone ein feines Risotto-Gericht. Als Dank erhält sie von ihm nicht etwa einen Blumenstrauss, sondern ein eigens für sie angefertigtes Bild. Die damit verbundenen Geschichten hat die Autorin zu ihrer silbernen Hochzeit aufgeschrieben, dazu auch 48 Rezepte für feine Risotto-Gerichte und einige Informationen rund um den Reis, dessen Zubereitung und die Gewürze. Illustriert ist der Text mit den Werken, die Herr B. vor Jahren seiner geliebten Risotto-Köchin überreicht hat.
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Leseprobe aus Risotto d'amore
Vom Münster läutete die Mittagsglocke, als ich die Kasserolle mit dem dicken Boden aufsetzte, einen Teil der Butter im Olivenöl aufschäumte und die Hälfte der fein gehackten Zwiebel glasig werden liess. Unterdessen schwammen die beiden Würfel in einem Pfännchen mit acht Dezilitern Wasser und lösten sich langsam auf. Die andere Hälfte der Zwiebel, mit einem Lorbeerblatt und zwei Nelken besteckt, kam in die simmernde Bouillon.
Während die Reiskörner in der Olivenbutter dünsteten und sie nach und nach aufsaugten, versuchte ich, die Flasche zu öffnen.
Männerarbeit.
Ich sollte endlich ans Heiraten denken.
Voilà! «Zwei Deziliter», hatte Aldo gesagt, «genau zwei Deziliter, nicht einfach ein Glas». Die fettigen Körner glänzten, als ich sie mit dem Prosecco übergoss. Dann verschwanden sie in weissem Schaum. «Pazienza», hatte Aldo geraten, es brauche Geduld, bis das schöne Getränk vom Reis ganz aufgenommen worden sei.
Meister B. hatte die Eigenschaft, zu früh zu kommen. Diesmal vergönnte er mir, die erste Schöpfkelle voller heisser Bouillon über die Körner zu schütten und etwas zu rühren, den Tisch zu decken, eine zweite Portion Bouillon einzuarbeiten, den Käse zu reiben, zu rühren, mich zu kämmen, den dritten Löffel Bouillon in den Reis zu giessen.
Herr B. läutete.
Wie immer: zu früh.
Er wurde in der Küche mit einem Glas Prosecco vertröstet und durfte zusehen, wie ich rührte und immer wieder heisse Bouillon aufgoss. Der Reis war noch zu körnig, aber jetzt kam's auf Minuten an. Ich liess die Hälfte des Käses einrieseln und schmelzen, gab die restliche Butter dazu, schenkte uns Prosecco nach, denn der Risotto musste nun ruhen.
«Zwei Minuten», hatte Aldo empfohlen.
Ich komplimentierte den Gast an den Tisch, schöpfte zwei Portionen des schlichten Risotto alla milanese in die handbemalten Suppenteller aus Modra.
«Guten Appetit, Meister B., nett, dass Sie da sind.»
Der Reis war ein handfestes, kein aphrodisisches Gericht, aber er schmeckte, lag in sämiger Sauce, ohne suppig zu sein. Kein Körnchen blieb übrig.
Auch Kaffee gab's.
Und eben das Mitbringsel: das Aquarell mit dem seltsamen Titel «Der weisse Teufel».
Meister B. wusste, dass es mir in seiner Ausstellung in Luzern gefallen hatte.
Was für eine Überraschung!
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